Lectori
salutem!
Diese Seiten sollen einen Versuch in medias res darstellen, idealiter holistische, nicht egalitaristische Kontrapunkte zu setzen zu einem in weiten Bereichen ebenso ideologisiert
materialistisch-existenzialistischen, funktionalistisch-utilitaristischen, rationalistisch-intellektualistischen, positivistisch-dekonstruktivistischen, relativistisch-detranszendentalistischen wie folgerichtig gleichsam infantilisierten Zeitgeist.
Dem gemäß reflektieren/rezipieren diese Seiten nicht ausschließlich die brahmanischen Linien und Lehren der Sanātana Dharma सनातनधर्म. Obgleich deren elementare Prinzipien, deren Charakter, Gestus und Duktus nicht aufgehoben werden, ist die Interpretation des aus dem Sanskrit stammenden Terminus „brāhmaṇa“ ब्राह्मण sowohl im semantisch-hermeneutischen Sinne als auch im Kontext zu den hier eruierten Themenbereichen volitiv frei, nicht aber beliebig intendiert und keinem weltanschaulichen, religiösen, philosophischen, esoterischen, astrologischen, keinem wissenschaftlichen oder gar politischen System, Denk- oder Erklärungsmodell respektive Exklusivitäts- oder Orthodoxiepostulat verbunden.
Wie auch die Disziplinen traditioneller chinesischer Metaphysik „dem einen Quell entspringend“ ganzheitlich sinnvoll (teleologisch?) ineinanderfließen, so ist es gleichsam ein Unding, eine im Okzident vollzogene Trennung der einst in den Septem artes liberales in Trivium und Quadrivium ebenso weise wie weitsichtig kanonisierten Disziplinen zu forcieren. (Wie man es nicht machen sollte. Exemplarisch hierzu angeführt sei die jedweden pathogenetischen Befund kontraindikativ ausschließende, ferner hochgradig profitorientierte spezialisierende Diversifikation westhemisphärischer Schulmedizin. Etymologische Sequenz Heil | heilen | heilig. Eine nichtheilende Medizin ist eine unheilvolle, unheilige.)
„Gleich welche Disziplin vorgibt,
Wahrheit zu suchen und das
Astrologische perhorresziert,
sucht nicht Wahrheit.“
CR
Cui bono?
Die ganze Wahrheit liegt niemals innerhalb geschlossener Systeme.
Es spielt immer alles zusammen!
In diesem Sinne legen wir exorbitanten Wert auf unsere Independenz.
Wir distanzieren uns nachhaltig von jedweder fundamentalistischen Religiosität, von sektiererischen Denominationen, Ideologismen und Fanatismen, von aus metaphysischen Weltanschauungen abgeleiteten oder untermauerten diskriminierenden, rassistischen oder antisemitischen Ideologien sowie von satanistischen oder vergleichbar dämonologischen Strömungen. Desweiteren distanzieren wir uns ebenso nachhaltig von aus astrologischen Konstellationen assoziierten, ob nun antagonistisch oder diletierend hierarchischen Interpretationen, Elitarismen, Idiolatrien und Apotheosen.
Non draco sit mihi dux.
Intentio operis

Labyrinth, © Barbara Henniger
Bei wahrhaftigem Streben nach Wahrheit ist es ein zweifellos komplexes Unterfangen, verbindliche Erkenntnis derselben erreichen zu wollen. Begibt man sich nun ins babylonische Sprachgewirr des geisteswissenschaftlichen Labyrinths und vergleicht die in Schriften formulierten Gedanken dessen Protagonisten, so zeigt sich eines jeden großen Denkers Stande, kultureller Provenience, dessen System und Methodik adäquate, mithin perspektivische und somit subjektiv-aposteriorische Artikulation, was nicht nur in Einzelfällen in einen aus Hybris, Ignoranz und weltanschaulicher Ideologie fließenden Ausschließlichkeitsanspruch mündet(e) anstelle in die Erkenntnis jener so hehren Wahrheit: „Rechnet damit, es mit einem störrischen Völkchen zu tun zu bekommen.“

Babylonisches Sprachgewirr
Letzteres dezidiert im Kontext zur Konformität vs. Nonkonformität jeweiliger Erkenntnistheorie mit gängigen Lehrmeinungen, gegenseitigen Instrumentalisierungen im Zusammenhang von Macht, Status und dergleichen, dem sukzessiven Auftauchen sektiererischer Diadochen sowie einer Anhängerschar, deren in Kürze skizziertes Spektrum von seriös ambitioniert bis flanierend pseudo-motiviert, von epigonal bis claqueristisch, von eher gleichmütig mitläuferisch bis zu unverhohlen fanatisiert radikalaktivistisch aufleuchtet, sowie den daraus resultierenden Herden-, Gruppen- und Grüppchenbildungen, sich all dies nicht selten bereits zu Lebzeiten des desiderabel Erleuchteten abzeichnet.
Als indes wenig erleuchtet i. e. verblendet ist die kontemporäre Ausschließlichkeit des szientistischen Rationalismus zu sehen, welcher sich im Rahmen eines rigiden, im Kern martialischen Materialismus Geltung verschaffte, sich subversiv in Philosophie wie Religion festsetzte und über den Okzident seinen globalen Siegeszug via gleichsam inquisitorischer Mechanismen vollzog. Dieser entsetzliche Daseinsverlust, dieses Versenken in die tiefsten Tiefen des Verdrängten, ist ein ungeheuerlicher und ein in der Geschichte der Menschheit in dieser Dimensionalität noch nie dagewesener, unvergleichlicher Vorgang.
सत्यमेव जयते
„Allein die Wahrheit siegt.“
sanskr.: Satyameva Jayate
„Quid est veritas?“
Pontius Pilatus zu Jesus Christus
Joh 18,38
Diese Erscheinungen mögen funktional bestenfalls „menschliche“ Natur aufweisen und auch den einen oder anderen profitierenden Charakter amüsieren, sind jedoch in keiner Weise objektiver Wahrheitsfindung, wirklicher Entwicklung oder gar Erlösung förderlich, sofern man Idiolatrie, das Ausmerzen von Wirklichkeit mit allen resultierenden Folgen sowie endloses Gezänk nicht als metaphysische Erkenntnis per se betrachtet und den Gedanken favorisiert, nur aus der sakrosankten Ratio des Dialektischen heraus sei evolutiv Erkenntnis und damit definitives Wissen erreichbar.
„Die Wahrheit mag wichtig sein,
aber ohne Liebe ist sie unerträglich.“
Benedictus PP. XVI, „Caritas in Veritate“
Ganz spezielle Probleme wiederum verursachen einem jeden „Suchenden“ die aus verschiedenen Gründen beobachtbaren resp. so empfundenen Neigungen des Menschen zu Superbia, Hypokritie, Kontravention, Euphemismen, zu Widersprüchlichkeit, Lug und Trug und Schlimmerem sowie die jedenfalls in der irdischen Seinsebene zuhauf auftretenden Artikulationen der gleichsam so empfundenen Paradoxien und Absurditäten.
Weil nun niemand ernsthaft behaupten kann, frei zu sein von sogenannten Unzulänglichkeiten und ein jeder an die Grenzen des Gestalthaften gelangt, ist es im Sinne einer objektiv-verbindlichen höheren Erkenntnis gute Tradition, stets bestrebt zu sein, erkenntnistheoretische Trugschlüsse methodisch auszuschließen resp. systeminhärente Störfaktoren im Überschaubaren zu halten. Dieser Herangehensweise konform gehend soll dies gleichsam auf diesen Seiten bestmöglichst realisiert werden.
„Die Wahrheit ist unser wertvollstes Gut.
Laßt uns sparsam mit ihr umgehen.“
Mark Twain
Die Intention dieser Seiten ist nun zum einen und ganz prinziell die Frage aller Philosophie:
Wie können wir apriorische Erkenntnis erlangen?
Wie können wir Gestalt unabhängig vom Empirischen erfassen?
„Wer die Wahrheit sagt,
habe ein schnelles Pferd.“
Aus dem Arabischen
Zum anderen wollen wir über das „Sein“ und die „Dinge“ hinaus elementaren anthropologischen Fragen nachgehen, wie e.g.
Kreationismus vs. Evolution?
Determinismus/Prädestination vs. Indeterminismus? etc.

Wahrheit und ihre Feinde
Im weiterführenden und wohl wesentlichen Sinne liegt die Intention dieser Seiten darin, in aller zur Verfügung stehenden Entschiedenheit und Konsequenz Tendenzen und Mechanismen entgegenzuwirken, deren gewichtigste zeitgenössische Manifestation die oben bereits erwähnte Diktatur des im scheinheilig humanistischen Gewande daherkommendem szientistischen Rationalismus repräsentiert und die sich gegen Gott, die Wahrheit und das Leben wenden.
„Ich glaube nicht an Astrologie!“
„Dann lassen Sie’s halt bleiben.
Ob Sie die Transzendenz bezweifeln
oder nicht, spielt ihr keine Rolle.“
Wir treten im Speziellen dieser vordergründig majorativ aus Wissenschaftlern, Klerikern und Politikern bestehenden „Concordia contra Astrologia“ entgegen, welche in ebenso bemerkenswert einmütiger wie hochmütiger Verblendung ein System inquisitorischer Ausschließlichkeit errichteten, dessen ungeheuerlich destruktives Potential weltweit immer deutlicher zum Ausdruck kommt.
正言若反。
„Wahre Worte sind wie umgekehrt.“
(Die Wahrheit klingt paradox.)
Daodejing, 78. Abschnitt
Last but not least, sollen diese Seiten die Ambition darstellen, sich jener per definitionem unergründlichen Natur des Göttlichen sowie ihrer offenbaren Wechselwirkungen im Sinne eines positiven Synkretismus resp. einer positiven Eklektik anzunähern, um in eine Synthesis, Fusion oder Quintessenz der vorausgehenden Untersuchungen zu münden resp. den Versuch, zu dieser Frage aller Fragen das eine oder andere zum Mindesten etwas zu erhellen – keinesfalls jedoch einen weiteren Turm zu Babel erbauen zu wollen: „Si enim comprehendis, non est Deus“, in chinesischer Entsprechung: 道可道,非常道。
Einige Statements zum hehren Begriff Wahrheit

Modus operandi
Es wird versucht werden, über das Erfassen des Aufleuchtens der Erscheinungen innerhalb der gegebenen Seinsebene (Raum und Zeit) analogisch zur Ebene des Bildes und der Gestalt vorzudringen.
Es wird versucht werden, aus bestehenden geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen der Philosophie, Theologie, Mystik, Mythologie, Astrologie, Esoterik sowie kontextueller metaphysischer Disziplinen unter Einbeziehung empirischer Werte eine Ableitung zu finden zum Apriorischen.
„Weh dem, der zu der Wahrheit geht durch Schuld,
sie wird ihm nimmermehr erfreulich sein.“
Friedrich von Schiller
Es wird versucht werden, zu finalen Aussagen zu gelangen, entgegen jenem irrigen „Verzicht auf Letztbegründungen“ detranszendentalistischer Strömungen (cf. Habermas: „Die säkulare Moderne hat sich aus guten Gründen vom Transzendenten abgewendet“). Idealerweise soll zu apriorischen Aussagen subsumiert werden. Dieser Vorgang wird sich nicht allein defizitärer Werkzeuge rational geisteswissenschaftlicher Methodik (e.g. Induktion, Deduktion etc.) bedienen. Wie auch die Artikulationen der Seinsebene sich nicht auf Funktional-Rationalistisches beschränken, werden auch wir im Geiste soweit erfassbarer Erkenntnis das nicht tun.
„Es gibt keine absolute Wahrheit.
Alles ist relativ.“
Contradictio in adiecto
Es wird versucht werden, (erkennbar) Spekulatives als solches zu kennzeichnen; desweiteren soll als Leitsatz gelten, nicht Banales wie Triviales als Erkenntnis metaphysischer Kategorie zu deklarieren, obschon auch und gerade im vordergründig Banalen und Trivialen das Metaphysische zu finden sein mag.
Barbarus hic ego sum, quia non intelligor ulli.
Claus Rotter
Autumnus MMIX
Überarbeitung I 190126
Überarbeitung II 230813
Nachwort

Nach summa summarum gerundet nunmehr etwa 25 Jahren Webpräsenz und etwa 40 Jahren in Metaphysik und Astrologie (25/40) fühlen wir uns geneigt, unserem (jüngst überarbeiteten) Geleitwort aus 2009 diese Zeilen hintanzufügen.
Wir sind uns bereits seit Längerem um das Defizitäre eines jeden allein rationalen Ansatzes sowie einer jeden verbalen oder schriftlichen Explikation bewußt, insbesondere das Metaphysische betreffend. Desweiteren wissen wir besonders angesichts unserer außerordentlichen Geistesbezogenheit und Sprachbegabung um unsere eigene Ambivalenz bezüglich jener im Folgenden formulierten Erkenntnis:
„Worte auf die Waage zu stellen, ist nicht wichtig, denn Unterscheidungen in einer ‚Welt im Fluß’ können immer nur vorläufig sein, situativ und relativ. Lebendiges läßt sich nicht festschreiben, und Begriffe, vermeintlich ‚sichere’ Stützen des Denkens, verstellen nur den Blick auf Wesen und Wandlung der Dinge selbst:“ (cf. Chinesische Philosophie und Bewegungskunst, Teil I, Kapitel 2, Gudula Linck 2013)
Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das Ende ist dort.
Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott.
Sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar,
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.
Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.
Rainer Maria Rilke, 1899.
Alles bei ihnen redet, alles wird zerredet. Und was gestern noch zu hart war für die Zeit selber und ihren Zahn: heute hängt es zerschabt und zernagt aus den Mäulern der Heutigen. Alles bei ihnen redet, alles wird verraten. Und was einst Geheimnis hieß und Heimlichkeit tiefer Seelen, heute gehört es den Gassen-Trompetern und andern Schmetterlingen. […]. Alles redet. Niemand will zuhören. Alles bei ihnen redet, niemand weiß mehr zu verstehn. Alles fällt ins Wasser, nichts fällt mehr in tiefe Brunnen.
Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra, Dritter Teil, Die Heimkehr;
cf. Brunnenmetaphorik des Dào 道, Zhuangzi 12.11
Redet etwa der Himmel? Die Vier Jahreszeiten gehen ihren Gang, die Zehntausend Dinge
百物 (bǎiwù) wachsen heran. Redet dabei etwa der Himmel?!
Konfuzius, Lunyu 孔夫子 論語 (Kǒngfūzǐ lúnyǔ), 17.19, Yang Bolin 勃麟杨 1980, 188;
cf. Richard Wilhelm 1985, 175 sowie Wolfgang Kubin 2011a, 42.
Gleichwohl wissen wir bei aller Weisheit obiger Worte um jene gewisse Sinnhaftigkeit dieser dem Menschen gegebenen Fähigkeit, sich sprachlich zu artikulieren. Nicht immer wird „alles zerredet“. Im Übrigen kommunizieren bekanntlich auch Tiere untereinander. Freilich sind dem Geist der Geschöpflichkeit bei allem Streben nach Wahrheit und Erkenntnis Grenzen gesetzt, ein Umstand, den man nicht bedauerlich empfinden sollte, sondern beruhigend.
a) Zum einen bezweifeln wir nun im Falle des Humanums, aus sich selbst und tiefer Schweigepermanenz heraus sei prinzipiell welcher umfassende Kenntnisstand auch immer erreichbar. Hierzu bedarf es (überwältigendem Empirem gemäß) der Belehrung, mithin der Worte und Schrift. (Per exemplum) René Descartes schwieg nicht fortlaufend, und auch wenn er das getan hätte: „die Philosophie neu gedacht“ hat er nicht. Dies hätte er nur vollziehen können, hätte er im Vorfelde niemals Philosophisches gehört oder gelesen. So aber wußte er um das bereits verbal oder schriftlich Erfahrene und griff darauf zu, um seine „neue“ Philosophie zu entwickeln. Wir bezweifeln, daß Descartes das Philosophische ohne bereits vorliegende inhaltliche Kenntnis allein aus seinen Denkprozessen heraus in dieser Komplexität hätte entwickeln können.
b) Zum anderen soll damit nicht insistiert werden, Sprache und Schrift oder aus bereits Erfahrenem resultierende Gedankenabfolgen seien das (epistemische) Maß aller Dinge; demzufolge hätte es (eines imaginären Nullpunktes ausgehend) nie eine Entwicklung gegeben. Vice versa kann Erkenntnis aber eben nicht „allein eine Frage des Geistes“ sein; cf. hierzu e.g. Ludwig Wittgensteins Spätwerk zur sprachanalytischen Philosophie.
c) Ein die rationale Erklärbarkeit hinter sich lassendes „Satori“ 悟り (satoɽi) entspricht dem schöpferischen Prinzip, welches, der Finalis entspringend, im Materialen empfangen wird, i.e. nicht aus ihr selbst hervorgeht. Dies als absurd zu deklarieren, würde bedeuten, empirisch erwiesene Fakten zu leugnen. Doch auch eine solche „Erleuchtung“ (im Buddhistischen die Erkenntnis vom universellen Wesen des Daseins), in europäischer Parallele das εὕρηκα der Griechen, zeitigt nicht allumfassende Kenntnis oder Erkenntnis im Sinne eines im Westhemisphärischen so benannten (eher im Profanen wesenden) „Universalgenies“ oder gar eines so gedachten unendlich allwissenden Gottes. Ein Streben nach solchem endet faustisch: Unendliches findet im Endlichen keinen „Raum“.
d) Gleich welche Disziplin vorgibt, Wahrheit zu suchen und das Astrologische perhorresziert, sucht nicht Wahrheit.
CR Autumnus MMXXIII
230822 00:36h GMT+02:00

„[Es gibt] nichts Neues unter der Sonne.“
אין כל חדש תחת השמש
(lat.: „Nihil sub sole novum; nihil novi sub sole“ etc.)
Ecclesiastes passim
„Wandelt würdig der Berufung, mit der ihr berufen worden seid, mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander in Liebe ertragend.“
Epheser 4,1-2
„Laßt uns die Summe aller Lehre hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das macht den ganzen Menschen aus.“
Ecclesiastes 12,13
„Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe.“
1. Korinther 13,13
♂Mars gradivus ante portas:
Bellum Ucrainum
Sancta Maria, Mater Dei,
ora pro nobis peccatoribus,
nunc et in hora mortis nostrae.
Crux der Causa materialis: Wir altern, wir kranken, wir sterben. Wir kommen und wir gehen. All things must pass. Dies in Larmoyanz zu beklagen, ist müßig, es zu verdrängen, schnöder Standard. Schmerz und Leid indes ist ebenso hinzunehmen wie Freude und Glück, beides Potentiale zeitlosem Seins, zeitlichem Werdens und Vergehens, welche wir notwendig zu erfahren haben.
„Es ist eine böse Wahrheit, daß unser Schicksal, unsere Schrecken, die wir gesehen haben, uns reifer machen, der Schmerz, den wir erleiden mußten, den Farben unseres Wesens mehr Glanz, unseren Worten mehr Tiefe verleiht. Sofern das Leid uns nicht ganz zerstört, uns allen Glauben und alle Hoffnung raubt, unsere Zukunftsträume und die Achtung vor den kleinen, doch unerlässlichen Dingen des Lebens.“
Anne Rice („Die Königin der Verdammten“), 1988
Exzerpt aus dem Symbol-Logischen:
„Etwas besonderes am Kreis ist, daß er eine punktuelle Mitte hat. In dieser Mitte werden all die vielen Erscheinungen zu EINEM. Sie vereinigen sich in einem Punkt. Aus diesem Punkt gehen nun andererseits alle Erscheinungen hervor. Je näher der Mitte, umso näher der Einheit, je weiter ins Periphere, umso größer die Vielfalt. Der Mittelpunkt selbst bleibt unberührt. Das liegt daran, daß der Punkt nicht der Dualität unterworfen ist. Er ist eindimensional, in ihm existiert keine Zeit, keine Dualität. Der Punkt symbolisiert deshalb absolute Wahrheit, der Kreis hingegen Maya.“
Exzerpt aus dem Daodejing:
„Wenn auf Erden alle das Schöne als schön erkennen,
so ist dadurch schon das Häßliche gesetzt.
Wenn auf Erden alle das Gute als gut erkennen,
so ist dadurch schon das Nichtgute gesetzt.
Denn Sein und Nichtsein erzeugen einander.
Schwer und Leicht vollenden einander.
Lang und Kurz gestalten einander.
Hoch und Tief verkehren einander.
Stimme und Ton sich vermählen einander.
Vorher und Nachher folgen einander.“
天下皆知美之爲美,
斯惡已。
皆知善之爲善,
斯不善已。
故有無相生。
難易相成。
長短相較。
高下相傾。
音聲相和。
前後相隨。
tiān xià jiē zhī měi zhī wéi měi
sī è yǐ
jiē zhī shàn zhī wéi shàn
sī bú shàn yǐ
gù yǒu wú xiāng shēng
nán yì xiāng chéng
cháng duǎn xiāng jiào
gāo xià xiāng qīng
yīn shēng xiāng hé
qián hòu xiāng suí
Aus Wertigkeiten wie „Friede“ resultiert unvermeidlich die jeweilige Gegenwertigkeit, wie dies auch bei sich gegenseitig bedingenden Dependenzbegriffen wie „Tag und Nacht“, „Plus und Minus“ etc. der Fall ist. Das Setzen von Ausschließlichkeit einer im Dualen wirkenden Entität ist dem holistischen Prinzipe nonadäquat, daher epistemische Fallacie und in realiter gegenstandslos. Salopper formuliert, kann „Friede“ ohne „Unfriede“, im Komparativ „Friede“ ohne „Krieg“ immer nur Halbheit sein, weswegen pazifistische Idealismen im Sinne eines diesbezüglich permanenten sine iniuria in pace vivatur von Anbeginn zum Scheitern verurteilt waren, sind und sein werden. Auch die graduelle Intensität dessen, was kontemporärer westhemisphärischer „Humanismus“ u. dgl. in hypokritischem Doppelmoralismus zu definieren sich anmaßt, fällt in diese Kategorie. In hermetischer Terminologie gilt dies sowohl „oben“ wie „unten“, im „Großen“ wie auch „Kleinen“: Ist maximales Yin erreicht, wandelt es in Yang, und umgekehrt (ein nicht per se dualer, sondern komplementärer Prozeß). Infam, doch nur von kurzer Dauer, wenn eines der beiden Prinzipien zum „Besseren, Reiferen, Weiseren“ etc. sich auszurufen anschickt. Astrologisch: Der Ares umso zorniger, je länger er verhindert ward. Tempus dilectionis, et tempus odii; tempus belli, et tempus pacis. Also schlägt das Pendel nun zurück, ein der Seinsebene Inhärentes wird Erscheinung, ein weiteres Mal, ehern, ewig, unausweichlich: In aeternam, ein Umstand, welchem der weiße Mann aus wohlbekannten Gründen furchtsam entgegenblickt.
„Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken.
Meine Wege sind nicht eure Wege.“
Die Ebenen des Göttlichen vs. Dämonischen, mithin Guten und Bösen bleiben von soeben Eruiertem aller Erkenntnis nach wohl nicht unberührt, doch eine (approximierende) Abhandlung unbeantwortbarer Fragen führt nicht in den (dem Menschen unerreichbaren) Kern der Dinge: Die Herzen der Könige sind unergründlich. Welten entstehen, Welten vergehen. Unzählige sind gekommen, Unzählige gegangen. Bereits angesichts zunächst (im materialen Sinne) universeller, darüber hinaus (immateriell) metaphysischer Dimensionalität sei daher schlußletztlich angeführt, daß Leben, Schicksal und Tod eines oder auch vieler Geschöpfe nicht mehr ist als der Aufschrei eines Funken in der Ewigkeit.
Der Friede Gottes ist nicht von dieser Welt.
Und das Meer singt seine Lieder ...
In partibus infidelium
Claus Rotter
220313, 21:50h

All things must pass
Memento mori